Arthur und Selenia: 1. Advent
(Arthur) Ich sitze hier ganz harmlos auf der warmen Fensterbank und schaue mir voller Interesse das rotbraune, flinke Eichhörnchen an, das den dicken Eibischbaum mit den roten Früchten hochklettert und von dort aus in die weit ausladenden Äste der mächtigen Tanne springt, die direkt daneben steht; sehe die Häschen am letzten grünen Gras und den vielen gelben und roten, leuchtenden Herbstblättern knabbern, die noch auf der kleinen Wiese liegen und beobachte die schöne, braun getigerte Streunerkatze mit den weißen Pfötchen und dem kecken Fleck auf der Stirn, die uns seit einer Weile mehrmals täglich besucht. Meine beste Freundin Selenia liegt derweil ganz entspannt und zufrieden neben mir und genießt die wohlige Hitze der Granitplatte, die durch die Wärme der darunter liegenden Heizung fast so gemütlich ist, wie ein alter Kachelofen.
Arthur: „Schau doch mal, Selenia, was da draußen alles passiert.Du verschläfst ja wieder den halben Tag!“ Leicht vorwurfsvoll wirft er einen Blick auf die schlafende Schönheit, die lang ausgestreckt und tief entspannt neben ihm liegt.
Die kleine Selenia hebt nur ganz kurz die Augenlider an, schnurrt ein bisschen genüsslich vor sich hin und beschließt, sich nicht von solchen Kleinigkeiten stören zu lassen.
(Arthur) Plötzlich vernehmen wir beide ein Raschen und Knistern. Könnte es sein, dass da Futter oder ein neues Spielzeug ausgepackt wird? Das dürfen wir auf gar keinen Fall verpassen! Aufmerksam wende ich meinen Kopf den geheimnisvollen Geschehnissen im warmen Wohnzimmer zu und selbst die ständig verschlafene Selenia hebt neugierig ihren kleinen Kopf.
Selenia: “ Was ist denn da schon wieder los? Gibt es die schönen neuen Leckerchen aus der wunderbaren Knistertüte?“
Arthur: „Das Knistern erinnert ein wenig an die Leckerchentüte aus der Küche, aber das Rascheln hier klingt ein bisschen anders. Ich kann aber noch nichts sehen. Unsere beiden Menschen sitzen zu dicht vor der Ursache unserer Störung.“
Selenia: „Sollen wir aufstehen und nachsehen?“
Arthur: „Erst mal schauen, ob es sich lohnt.“
Selenia: „Du hast Recht! So schnell gehe ich hier auch nicht von der gemütlichen Fensterbank herunter. Es sei denn, mein Frauchen holt wieder das feine, lange Maßband zum Nähen heraus, mit dem man so wunderbar spielen kann.“
(Arthur) Während wir sehr darauf achten, ganz unbeteiligt zu schauen und nicht zuviel Neugierde zu zeigen, öffnet sich der Blick für das Geschehen am Wohnzimmertisch. Es wurden frische, duftende Plätzchen ausgepackt, heißer Kaffee eingeschenkt und ein kleiner grüner Kranz auf den Tisch gestellt. Ein feines Leuchten erhellt den Raum.
Selenia: „Schau mal, Arthur. Das kennen wir doch von den letzten Jahren, oder? Ist das nicht ein neuer Adventskranz? Und siehe da, die erste Kerze brennt bereits.“
Selenia freut sich sehr über das Leuchten auf dem nach herbstlichem Wald duftenden Kranz. Ganz aufgeregt schlägt ihr langer, wunderschöner Schwanz auf und ab.
„Weißt du, was das heißt?“ fragt sie fröhlich. „Ja natürlich.“ antwortet Arthur scheinbar gelassen. Sein aufgeregt wippender Schwanz verrät allerdings seine innere Anspannung. „Bald wird der große, grüne Tannenbaum mit den leuchtenden Kerzen und den funkelnden Kugeln und Sternen aufgestellt werden.“
„Oh ja! Bei uns wird das ja bereits in der Adventszeit gemacht, damit unsere Lieben ganz lange Freude an dem Baum haben können. “ freut sich Selenia und leckt sich voller Vorfreude über die feinen Lippen „Und dann dürfen wir wieder ganz gemütlich darunter liegen und bekommen an jedem Sonntag, an dem eine neue Kerze angezündet wird, ein ganz besonderes Leckerchen oder ein kleines Spielzeug.“
„Ist das nicht wunderschön?“ lächelt Arthur. „Ja! Wir haben die besten Frauchen der Welt“ antwortet Selenia, springt von der warmen Fensterbank und kuschelt sich an ihre Herzensmenschen. Mit einem kleinen Stupser ihres vor Freude ganz feuchten Näschens berührt sie ihr Frauchen an der Nase und kuschelt sich dann in ihren Schoß. „So schön ist die Vorweihnachtszeit!“